Das Erzgebirge ist nicht nur ein bedeutendes und das östlichste deutsche Mittelgebirge, sondern auch eine Kulturlandschaft und Heimat vieler ostdeutscher Traditionen. Es befindet sich zwischen Deutschland und Tschechien. Seine beiden höchsten Berge sind der Fichtelberg und Keilberg. Wichtiger als die geologische ist jedoch die wirtschaftliche Bedeutung des Gebirges. Denn der Name verrät bereits, dass hier schon seit langem Bergbau betrieben wird.
Der Bergbau und Abbau von wertvollen Erzen waren nicht nur Namensgeber, sondern prägten die Kultur des Gebiets nachhaltig. Bereits im 12. Jahrhundert wurde hier Silber abgebaut, kurze Zeit später fand man auch Zinn. Bald kam der Salzabbau hinzu, und es entstand eine Handelsroute, die auch ‚der Salzweg‘ genannt wurde. Im Rahmen der Diversifizierung begannen einige Handwerker, sich mit der Glaskunst zu beschäftigen. Im 13. Jahrhundert entstanden viele Glashütten im Böhmerwald. Heute zeugt noch der Name einer weltweit bekannten Edeluhrenmarke davon: die ‚Glashütter Uhren GmbH‘. Sie war einst ein volkseigener Betrieb, der Alltagsuhren herstellte. Nach der Wende entwickelte sich daraus eine Uhrenmanufaktur, die heute der Schweizer Swatch Group gehört.
Mit dem Entdecken weiterer Erzvorkommen im 15. Jahrhundert erlebte die Region eine weitere große Besiedlungswelle. Diese wurde als Folge der ersten Besiedlungen zum Erzabbau auch das ‚Zweite Berggeschrey‘ genannt. Gefördert wurden jetzt auch Kupfer und Wismut. Daraufhin wurde das Erzgebirge zum Zentrum des Erzabbaus in Mitteleuropa. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam dieser Wirtschaftszweig aber immer mehr zum Erliegen und die Menschen der Region mussten sich eine neue Betätigung suchen. Da es große Holzvorkommen gab, verlagerte sich die Wirtschaft auf die Herstellung von Holzspielzeug und anderen Holzwaren.
Die Spielwaren aus dem Erzgebirge wurden bald weltbekannt. Ihre Qualität war sehr geschätzt. Besonders bekannt wurden die ‚Räuchermännchen‘, die Holzfiguren waren, in welche man Räucherkegel stellte und aus denen dann vor allem in den Wintermonaten Rauch aufstieg. Viele der Holzwaren dienten auch als Dekoration für die Weihnachtszeit. Nachdem zunächst viel für den Export und den Verkauf auf Weihnachtsmärkten in ganz Deutschland produziert wurde, kamen immer mehr Anfragen der Kundschaft wegen der Besichtigung von Produktionsstätten. Dies begründete den Erzgebirgs-Tourismus, der auch heute noch im Dezember seinen Höhepunkt erreicht. Viele Produktionsstätten bieten Führungen an und ermöglichen auf Workshops, eigenes Spielzeug herzustellen und zu bemalen.
Erze waren übrigens nur noch einmal begehrt – als im Kalten Krieg dringend Uran für Atombomben gebraucht wurde. Die SDAG Wismut war eine Organisation, die für die Sowjetunion Uran abbaute und nach Russland schickte. Das brachte der Region für kurze Zeit nochmals viele Arbeitsplätze.